Dabu Bucher, Leadsänger der Mundartband Dabu Fantastic,
ist zu Gast in Mönchaltorf.
Im grössten Musikzimmer des Schulhaus Rietwis hat er soeben mit den Kindern für den grossen Auftritt
am Donnerstag am zürcherischen kantonalen Turnfest geübt.
Jetzt sitzt er in einem der Zimmer, wo er einst selbst die Schulbank gedrückt hat.
Später sollte er sogar selbst Lehrer werden. Vor dem Interview setzt er sich an den
Lehrerpult und lagert seine Beine verschränkt auf den Tisch. «Heute bin ich eher dieser Lehrer»,
sagt Dabu Bucher verschmitzt.
Doch wie hat eigentlich alles angefangen?
«Ich wollte Polo Hofer werden»
Bild der Schulhausstrasse in Mönchaltorf: Dabu Bucher ist dort zurück, wo er einst zur Schule ging.
Wie es im 2010 erschienenen Dabu Fantastic-Lied «Miin Ort» vorkommt, ist «Mönchi» wie das Dorf Bewohnerinnen und Bewohner nennen, sein Kindheits- und Jugendort. «Im Dorf woni herchume het de Metzger foif Chind» lautet eine Zeile seines Lieds. Dabu ist heimatverbunden.«Ich komme gerne zurück, auch weil es das Dorf ist, in dem meine Eltern leben und weil ich in Mönchi ab und zu einen Freund besuche.» Doch ist Dabu auch ein Nostalgiker?
Zwei Dabu Fantastic-Songs aus dem Album «Ciao Baby, Ciao»
Mis Dihei
Aline
Nun zurück zur Schule. Es geht um eine Anekdote aus der Kindheit. Sein Vater Walter Bucher war lange Zeit Lehrer in Greifensee. Schon als kleiner Bub durfte der kleine Daabu ihn ab und zu begleiten. Doch wie sah der Schulalltag aus in den späten Achtzigerjahren und wie empfindet es der erwachsene Dabu heute?
Während seiner Sekundarschulzeit fing dann Dabu intensiv an zu texten und Musik zu schreiben. «Ich merkte es funktioniert und ich kann die Lieder mit meiner Schülerband spielen», sagt Dabu. Auch heute merkt man ihm die Begeisterung noch an. In der Sekundarschule war es auch, wo er die Zeit statt für den Unterricht für seine Songtexte nutzte.
Aller Anfang ist schwer. Auch für eine Musikerkarriere. Am Anfang seiner Laufbahn musste er die «drütuusig Stutz» zuerst einmal verdienen, wie er selbst sagt.
Im Gespräch erzählt Dabu dann von seinem Antrieb.
Warum macht er so gerne Musik? Was treibt ihn an?
«Ich habe gerade heute mit meiner Freundin darüber gesprochen, woher das mein Antrieb kommt
und warum das nicht aufhört», sagt Dabu.
Selbst nach mehreren Songs und Alben an der Spitze der Schweizer Charts wolle er mehr.
Es gehe dabei nicht in erster Linie um den Erfolg.
«Ich möchte einfach mehr davon erleben. Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen,
zu texten und im Studio Musik zu machen.»
Für Dabu Fantastic sind die Fans sehr wertvoll.
An jedem Konzert entsteht diese Verbindung. Doch was genau ist es,
was Dabu so sehr mag am Austausch mit den Fans?
An diesem sonnigen Tag macht Dabu nach dem Interview einen Spaziergang durch Mönchaltorf. Zuerst geht es in die Metzgerei Bleicher. Es ist nicht viel los im Dorf. Die meisten Leute sind noch bei der Arbeit in den umliegenden Zürcher Städten. Nicht so Erich Bleicher. Der Metzger ist wie sein Vater vor ihm fester Bestandteil des Dorflebens und der Ladenkultur im «Mönchi». Der Laden Teil des historischen Dorfkerns in Mönchaltorf. Die Tür zum Laden ist eine moderne Schiebetür. Im Innern renovierte der Betrieb kürzlich. Sogleich entwickelt sich ein Gespräch zwischen Dabu, Manager Raoul Hüppi und Erich Bleicher. Dabei geht es unter anderem um eine ganz spezielle Wurst.
Am Turnfest in Mönchaltorf gibt Bandmitglied DJ Arts und langjähriger Weggefährte von Dabu ein Interview. Treffpunkt ist das Barzelt auf dem Festgelände. DJ Arts, der auch Andreas Christen heisst, läuft gut gelaunt aus dem Festzelt. Die Band hat soeben geprobt für den Auftritt am Abend. Er erzählt, was seine Rolle innerhalb der Band ist, wie er zu Dabu Fantastic gekommen ist und was ihm so gefällt am Musik machen.
«Ich kann mir gar nichts anderes vorstellen», sagt DJ Arts, angesprochen auf eine Zukunft ohne Dabu Fantastic. Wenn nicht irgendetwas Komisches passiere, gebe es die Band auch in 20 Jahren noch. «Vielleicht müssen wir irgendwann sitzen auf der Bühne. Sie möchten sich und es gebe auch keinen Grund, etwas zu ändern. Die Band ist in der Vergangenheit als Fantastic DJ Team aufgetreten und hat auch andere Musikstile gespielt. Wie DJ Arts erzählt, hat sich die Band immer für unterschiedliche Musikgenres interessiert und sich nie einschränken lassen.
Nach dem Interview mit DJ Arts geht es rund ums Festgelände auf Stimmenfang. Das Ziel ist es herauszufinden, welche Menschen sich heute die Songs «Miin Ort», «Angelina» oder Aline anhören und weshalb. Sind sie da, weil sie gehört haben, dass in der Region eine Party steigt oder sind unter den Leuten auch eingefleischte Dabu Fantastic-Fans?
Nun ist es soweit: Das Konzert startet mit dem Auftritt der Mönchaltorfer Schulkinder, die Miin Ort singen. Dann folgen die neuen Lieder «Aline» und «Mis Dihei». Auch Coversongs von «Züri West» aus Dabus Wahlheimat Bern spielt Dabu Fantastic an diesem gut besuchten Abend am kantonalen Zürcher Turnfest. Aus dem neusten Album spielt Dabu Fantastic unter anderem «Ciao Baby, Ciao» oder «Nomal sone Nacht».
Nach dem Konzert am kantonalen Turnfest gibt es ein Treffen mit Dabus Vater Walter Bucher im Quartier Heugarten, wo Dabu aufgewachsen ist. Es ist eine einladende und familiäre Mönchaltorfer Siedlung. Die Gärten sind offen und die Hauseingänge nah aneinandergebaut. Es gibt im Heugarten ein eigenes Gemeinschaftszentrum für die Anwohner. In diesem Raum ist auch Dabus Kinder Band «Band Holiday» früher aufgetreten. Weil das Wetter ein Gespräch im schönen Garten der Buchers nicht zulässt, findet das Interview schliesslich in diesem Gebäude statt. Auf dem Weg trifft Walter sogleich einen Anwohner, der in der Nähe wohnt. Sie grüssen sich sofort und ein kurzes Gespräch gibt es auch. Später erzählt mir Walter: «Das war der älteste Anwohner der Siedlung.» Im Interview erzählt Walter Bucher zuerst, wie Dabu als Kind war.
«Danach wollte er unbedingt lernen Schlagzeug zu spielen», erinnert sich Walter Bucher. Ein solches Instrument sei für die Familie damals eine grosse Investition gewesen. Zum Spass habe er Dabu immer gesagt, er solle doch lieber Blockflöte lernen. Die sei viel billiger. «Das wollte er absolut nicht. Ich wollte ihn aber auch nicht zur Blockflöte bringen», sagt Walter lachend. Damals fand Walter ein Schlagzeug kostet viel und nimmt viel Platz ein im Haus. Deshalb sollte Dabu zuerst das Trommeln lernen. «Danach machten wir einen Mietkauf eines Schlagzeugs.» Danach sei es losgegangen mit seiner Band. Er habe ein paar Nachbarskinder aus dem Heugarten zusammengetrommelt. Jeden Mittwoch hätten sie geübt. «Das war dann schon sehr laut», erinnert sich Walter Bucher, der wie sein Sohn Lehrer ist. Kinder übten jedoch nicht Stunden lang. «Ich konnte später doch noch meine Hefte korrigieren.»
Im Luftschutzkeller der Tiefgarage im Heugarten hat die Band geübt.
Wie Walter Bucher erzählt, hat sich die Kindermusikgruppe «Band Holiday» auf einer Wand in der Garage verewigt. Den Schriftzug sieht man heute noch.
«Eine Eigenart des Heugartens ist schon das da viele Künstler gelebt haben», sagt Walter Bucher. Maler und Musiker hätten in der Siedlung gelebt. Einer der Nachbaren habe eine Werkstatt für improvisierte Musik betrieben. An einem Quartierfest habe dieser mit seinen professionellen Aufnahmegeräten die Musik der Band Holiday aufgenommen. «Das hat den Kindern Vertrauen gegeben. Es gab ihnen das Gefühl, etwas Wertvolles zu machen», sagt Walter. Wie Walter erzählt, durfte Dabu auch im Heugarten das erste Mal in einem professionellen Umfeld seine Fähigkeiten als Schlagzeuger einem Publikum präsentieren.
Dabu hat vor seiner Musikkarriere eine Lehrerausbildung abgeschlossen. «Das hat ihm als Mensch und als Musiker sicher genützt», sagt Walter. Er habe in der Ausbildung auch Auftrittskompetenz geübt. «Das hilft ihm vielleicht heute auf der Bühne», sagt Walter. «Vielleicht ist David auch dadurch ein sehr offener Mensch geworden.» Wie Walter erzählt, hat David, wie er zu seinem Sohn sagt, aber auch eine zurückhaltendere Seite.
Walter erzählt, dass früher Dabu der Sohn von Walter war. «Heute ist es genau umgekehrt», sagt Walter lachend, damit könne er aber gut leben. Etwas anderes empfand er zuerst als etwas gewöhnungsbedürftig.
Dort wo für Dabu Bucher alles begann, hört nun auch diese Scrollytelling-Reportage auf. Was bleibt sind die positiven Erinnerungen an das Konzert am Turnfest in Mönchaltorf und die tollen Begegnungen mit den Menschen, die Dabu in seinem Leben bis heute begleitet haben und ihn als Mensch und Musiker geprägt haben. Im letzten Video kommt noch das Schlusswort am Konzert von Dabu an Mönchaltorf und an das Turnfest.